Diese Geschichte ist meiner Heimatstadt Oppenheim und ihren Bewohnern gewidmet. Viele von ihnen kennen das schmerzliche Schicksal, das bittere Leid und die schlimmsten Verwüstungen, die der Stadt 1689 zugefügt wurden und die für immer mit dem Namen Mélac verbunden sind.
Das 17. Jahrhundert ist in Europa die Epoche des Barock. Es steht für prachtvolle Architektur, für unvergängliche Gemälde und Skulpturen und für die Grundpfeiler der klassischen Musik. Für Theater, Literatur, Philosophie und Wissenschaft war das Barock eine Blütezeit.
Das 17. Jahrhundert war aber auch die Ära endloser, verheerender Kriege. Auf den für den Kontinent katastrophalen Dreißigjährigen Krieg, folgten übergangslos die räuberischen Eroberungskriege Ludwigs XIV., die kein Nachbarland Frankreichs verschonten. Die Kurpfalz, zu der damals neben der Pfalz der Rhein-Neckar-Raum und das heutige Rheinhessen gehörten, wurde mit der Strategie der verbrannten Erde überzogen. Die Verwüstung diese Region ist eng mit dem Namen eines Mannes verbunden, der als kommandierender Offizier diese Strategie gründlich und erbarmungslos umsetzte: Ezéchiel du Mas Comte de Mélac.
Wenngleich historische Figur, verschwindet die Persönlichkeit Mélacs hinter dem Rauch brennender Städte, hinter dem Nebel entvölkerter Landstriche, hinter dem Mantel des Schweigens, der darüber gedeckt wurde. Als Romanfigur erhält der Mann, der als Phantom des Schreckens gefürchtet war, Gestalt und Gesicht.
© Frieder Zimmermann, Oppenheim
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