Ausgabe 2/2023
Der Archäologe Ronald Knöchlein stellt seine Betrachtungen zum wissenschaftlichen Umgang mit dem Selzener Todtenlager vor, einer aufsehenerregenden Grabung in der Mitte des 19. Jahrhunderts, die Selzen in Fachkreisen europaweit bekannt machte als einen der frühen Fundorte fränkischer Gräber.
Der Aufruhr in Bingen 1525 vor dem Hintergrund des Bauernkrieges wird von Raoul Hippchen in einem großen Beitrag analysiert, dessen Untertitel Teil 1 auf weitere Vertiefungen des Themas in der nächsten Ausgabe verweist und mit dem wir die zu erwartende Publikationsintensivierung zum Thema angesichts der bevorstehenden 500-Jahrfeiern einläuten.
Über sexuelle Devianz und Gerede im Dorf des 18. Jahrhunderts hat Jessica Boller geforscht. In ihrer Bachelorarbeit geht sie der Verhandlung um eine uneheliche Schwangerschaft nach, die nach Aussage der Mutter ihren Ausgang auf der Selzener Kerb genommen hatte, und rekonstruiert detailreich die Beziehungsgeflechte im Dorf. Mit dieser Arbeit wurde Jessica Boller mit unserem Förderpreis für studentische Arbeiten zur Geschichte Rheinhessens ausgezeichnet. Wie der Beitrag von Ronald Knöchlein wurde auch dieser Text einem sehr interessierten Publikum auf unserer Jahrestagung in Selzen 2022 vorgestellt.
Mit der Darstellung des passiven Widerstandes der Bahnarbeiter gegen die französische Besatzung vor genau einhundert Jahren beschäftigt sich Klaus Harthausen (dessen neu erschienene Publikation zur Geschichte der Altrheinbahn in dem vorliegenden Band auch rezensiert wird).
Christof Schimsheimer und Julia Röttjer berichten aus ihrer am Deutschen Polen-Institut angesiedelten Forschungsarbeit zu polnischen Spuren aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, hier unter besonderer Konzentration auf die Situation in Rheinhessen, auch in der Hoffnung, auf weitere Spuren in Rheinhessen aus dem Kreis unserer Leserinnen und Leser hingewiesen zu werden. Antonia Schlotter präsentiert ihre Recherchen zur ländlichen Kinogeschichte am Beispiel der Gimbsheimer Lichtspiele in den 1950er Jahren, ein Forschungsprojekt, das aus einer Ausstellung zum Thema Landkino in Rheinhessen im Museum der VG Eich im Gimbsheimer Storchenschulhaus 2023 hervorging.
Auf der Grundlage des im Stadtarchiv Mainz liegenden fotografischen Nachlasses von Karin Eckert erarbeitete Andreas Linsenmann mit einer studentischen Arbeitsgruppe eine virtuelle Ausstellung zur rheinhessischen Migrationsgeschichte, genauer zur Geschichte der italienischen Arbeitsmigrantinnen und -migranten. In seinem Text erläutert er am Beispiel einiger beeindruckender Bilder Herangehensweise und Analysemöglichkeiten.
Wolfgang Hans Stein hat die Wanderungsgeschichte seiner Familie aufgearbeitet, in der unter anderem Worms eine wichtige Rolle spielte, und kann daher an diesem Material basierend auf seiner Erfahrung als Archivar und Historiker etliche wichtige Erkenntnisse zum Land-Stadt-Verhältnis erschließen. Ein angesichts des dieses Mal längeren Vorlaufs deutlich angewachsener Rezensionsteil schließt diesen Band ab.
Wir bedanken uns bei allen Autorinnen und Autoren, Rezensentinnen und Rezensenten für ihre Mitarbeit, bei Carolin Schäfer für das Layout, beim Worms-Verlag für die gute Zusammenarbeit, bei allen Leserinnen und Lesern für ihr Interesse und wiederum bei allen Vereinsmitgliedern, die die Umsetzung unseres Vorhabens überhaupt erst ermöglichten.
Rheinhessen im Mai 2023
Die Redaktion
Folgende Vereine/Autoren und Personen waren bei der Umsetzung beteiligt:
Herausgeber: Historischer Verein Rheinhessen e.V.
Redaktion: Wolfgang Dobras, Raoul Hippchen, Gunter Mahlerwein, Heidrun Ochs, Elmar Rettinger
Autorinnen und Autoren: Jessica Boller, Klaus Harthausen, Raoul Hippchen, Ronald Knöchlein, Andreas Linsenmann, Julia Röttjer, Christof Schimsheimer, Antonia Schlotter, Wolfgang Hans Stein
© Historischer Verein Rheinhessen e.V., Redaktion, Seite 6 + 7
Hier geht es zu Band 1
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